Was
ist Psychologie?
Thesen
zur Psychologie
Psychologie
in Wien / Österreich
Für Laien ist oft nicht klar, was die
Unterschiede zwischen Psychologie,
Psychiatrie
und Psychotherapie
sein sollen. Daher hier eine (sehr) kurze Erklärung
dazu:
Psychologie
kann allgemein definiert werden als die Lehre und Wissenschaft
vom Verhalten und Erleben des Menschen. Da dieses Gebiet
sehr mannigfaltig ist, haben sich mit der Zeit diverse Unterdisziplinen
herausgebildet, wie die allgemeine Psychologie, die differentielle,
die Entwicklungspsychologie, die Sozialpsychologie, die
klinische, die pädagogische, die Wirtschaftspsychologie,
die Erkenntnispsychologie usw. [top]
Psychiatrie
ist eine Subdisziplin der Medizin und interessiert sich
für psychische Erkrankungen und deren "Heilung".
Als medizinische Disziplin ist sie eher somatisch orientiert.
Ihre "Heilversuche" beschränken sich daher
zumeist auf Eingriffe in die verschiedenen Neurotransmitter-
und Hormonhaushalte (Psychopharmaka). [top]
Psychotherapie
schließlich ist ein Überbegriff für verschiedene
nicht-medizinische Heilungsverfahren und -modelle für
psychische "Störungen". Besonders bekannt
sind die klientInnenzentrierte Gesprächstherapie nach
Rogers, die Verhaltenstherapie, die Gestalttherapie und
die systemische Therapie. Die Psychoanalyse nimmt durch
Freud, der ja Mediziner war, eine Position zwischen Psychologie,
Psychotherapie und Medizin ein. In Wien z.B. ist die Psychoanalyse
am Institut für Psychologie so gut wie nicht vertreten,
da sie dort als unwissenschaftlich gilt. Hingegen hat sie
eine eigene Klinik an der medizinischen Universität.
Auch ist die Analyse inzwischen keine reine Angelegenheit
von ÄrztInnen mehr.
[top]
Die traditionelle Psychologie
hat die starke Tendenz, an den Realitäten und Bedürfnissen
der meisten Menschen vorbei zu denken und zu forschen. Es
fehlt ihr an einem Gesellschaftsbegriff, der Gesellschaft
als eine Gesamtheit, die mehr ist als die Summe der einzelnen
Teile, zu fassen. Im Endeffekt ist Sozialpsychologie
als Gruppenpsychologie das höchste der Gefühle,
das mann bzw. frau diesbezüglich erwarten darf.
Die kritische
Psychologie will die Selbstverständlichkeiten der „Mainstream-Psychologie“
hinterfragen, sie will nach dem Forschungsgegenstand fragen,
nach seiner Entstehung, nach dem Kontext, in dem die Forschung
stattfindet, nach den Implikationen und nach den Konsequenzen.
Es gibt gewissermaßen
nicht „die“ kritische Psychologie. Der gemeinsame
Nenner aller kritischen Strömungen im Bereich der Psychologie
kann mit obigem Absatz umrissen werden.
Geht mann
bzw. frau ins Detail, so offenbaren sich verschiedene Gruppen
und Bewegungen, so z.B. die marxistische
Psychologie, die feministische
Psychologie, die postmoderne
Psychologie, die kritische
Psychoanalyse, konstruktivistische
Ansätze, postkoloniale
Ansätze usw.
Allen Ansätzen
gemeinsam ist, dass sie die Legitimität der etablierten
Psychologie hinterfragen und ihre Ergebnisse nicht einfach
vorbehaltlos anerkennen, sondern diese im Gegenteil meist
(mehr oder weniger) ablehnen als Resultate einer Herrschafts-
und Kontrollwissenschaft.
Was soll
das bedeuten? Die Begriffe „Herrschafts- und Kontrollwissenschaft“
beziehen sich auf die Tatsache, dass – wenn die Mainstream-Psychologie
ihre Rolle in der Gesellschaft und das Funktionieren
von Gesellschaft nicht durchschaut – sie sich dienstbar
macht den jeweiligen Mächten
gegenüber. Diesen liefert sie Theorien, Modelle und
Resultate, die nicht in ihren Voraussetzungen, Implikationen
und Verwendbarkeiten reflektiert sind, d.h. dass nicht gefragt
wird: warum ist diese
Forschung wichtig?, wem
dient sie?, wozu dient
sie?, wer erteilt den
Auftrag und zu welchem Zweck?, in welchen Machtkontexten
findet diese Forschung statt? usw. Ein berühmtes Beispiel
ist hier die angewandte Forschung im Bereich Kriegsführung,
Soldatenauslese etc. Aber auch Anwendungen im Bereich Wirtschaft,
Medien und Werbung haben meist nicht das Wohl der Menschen
im Blick, sondern deren Verwertbarkeit bzw. Ausnützbarkeit.
Diese Art von Psychologie arbeitet unter den Fahnen der
Manipulation.
Der kritischen
Psychologie geht es darum Verhältnisse
zu analysieren und idealerweise zu verändern, in denen
der Mensch, mit Marx gesprochen, „ein
geknechtetes Wesen“ ist. Es geht um die Analyse
der Frage, warum der Mensch, obwohl er das Potential für
die Erschaffung eines irdischen und realen „Paradieses“
hätte, eine Welt schafft und erhält, in der Menschen
über Menschen herrschen, sie (und sich selbst) unterdrücken,
ausbeuten, erniedrigen und töten.
Die kritische
Psychologie hat den Menschen
im Blickpunkt, sein Leiden, sein Begehren, seine
Wünsche, seine Lebensentwürfe. Es geht ihr um
Befreiung, Emanzipation, Ermächtigung und nicht um
die Fortschreibung einer Geschichte der Ungerechtigkeiten.
Mit diesem
Hintergrund sollten die Thesen zur Psychologie verständlich
sein. [top]
1. Unter Herrschaftsverhältnissen gestaltet sich die
etablierte Mainstream-Psychologie – im Folgenden einfach
nur als „Psychologie“ bezeichnet –
als Technik- und Theorieentwicklungsmaschine, welche die
westlich- kapitalistischen Herrschafts-, Unterwerfungs-,
Kontroll- und Selbstverantwortlichkeitsideologien bedient
und vorantreibt.
2.
Der Mensch wird zum Material: zu Datenmaterial, mit welchem
die Wissenschaftsmaschine bedient wird. Er verschwindet
als Einzelne/r, als Individuum, um als ProblemträgerIn,
als Abweichung, als Störfaktor wieder aufzutauchen.
Nur in dieser Form hat er Zutritt zur Bewertungs- und Verwertungsmatrix.
3. Die Verblendung des Zusammenhanges Mensch-Gesellschaft,
seiner Dialektik, somit auch die Verblendung des Zusammenhanges
zwischen Problemen und Ursachen, ist konstituierend für
die Psychologie, ja muss es sein, wenn sie ihren Auftrag,
für den sie antrat, nämlich dienstbar zu sein,
erfüllen will. [top]
In Wien
gibt es die Studentische Basisgruppe "Krips" (Kritische
Psychologie-StudentInnen), die am Instiut inhaltliche und
serviceorientierte Arbeit machen.
Im Internet
gibt es das "Psychoforum Wien"
und das "Skriptenforum Psychologie Wien"
Studienrichtungsvertretung Graz,
Forum
Studienrichtungsvertretung Innsbruck,
Forum
Studienrichtungsvertretung
Salzburg,
Forum
Studienrichtungsvertretung Klagenfurt,
Forum
[top]
Zur
Homepage der Fakultät für Psychologie Wien
Zur
Homepage der Sigmund
Freud-Privatuniversität
Zur Homepage des IKUS, des Instituts
für Kulturpsychologie und qualitative Sozialforschung
[top]
Die
Seite www.psychologie.at
ist ein Mainstream-Informations- und Vernetzungsportal.
Außerdem bietet sie eine PsychologInnen-Suche. [top]
Die
GkPP (Gesellschaft kritischer
Psychologinnen und Psychologen) engagiert sich berufspolitisch
und bietet einen Lehrgang für Klinische und Gesundheitspsychologie
an, der sich von anderen dahingehend unterscheidet, dass
hier Lehrende mit kritischen Hintergründen wirken,
die somit andere Schlaglichter auf ansonsten schnell fad
erscheinende Themen zu werfen imstande sind.
Der BÖP (Berufsverband Österreichischer Psychologinnen
und Psychologen) versteht sich als serviceorientierte und "unpolitische"
Einrichtung. [top]